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*ultra-seufz*
Gestern habe ich mir dieses Hörspiel gegeben. Der Doctor wird hier gesprochen von Colin Baker, dem originalem "sechsten Doctor".
Der Doctor und seine Begleiter verfolgen in diesem Hörspiel den "Somnifax", ein künstlich entwickelter Hirnparasit, eine Psycho-Bio-Massenvernichtungswaffe, die in der Lage ist die schlimmsten Alpträume eines Individuums zum Leben zu erwecken. Auf einer Verfolgungsjagd durch Zeit und Raum landet dieses Ding ausgerechnet in Providence, Rhode Island im Jahr 1937...
Dr Who meets H.P. Lovecraft - das klingt nach einem absolut fantastischen Konzept! Zwar bin ich mit der Lore des Time Lords nur mäßig vertraut, mit dem Cthulhu-Mythos dafür aber umso mehr.
Leider ist dieses Konzept aber ordentlich in die Hose gegangen. Es kommen einige Orte und Personen aus Lovecrafts Geschichten und auch aus seinem Leben vor, aber der Fokus liegt eindeutig auf der Tatsache, dass Lovecraft ein böser, böser Rassist war.
Er selber wirkt in dem Hörspiel nicht böse - er sagt und tut nichts rassistisches - aber die 4 Zeitreisenden wissen ja alle dass Lovecraft ein Rassist war und begegnen ihm deswegen entsprechend distanziert und hasserfüllt. Es gibt auch einen langen Dialog darüber "weshalb überhaupt noch Leute Lovecraft lesen, wenn man doch weiß dass er ein Rassist war".
Immerhin gibt es einen wirklich lustigen Moment, indem der Doctor im Kampf gegen kosmische Schrecken, die die Realität angreifen, so etwas sagt wie: "Wir müssen mit allen Mitteln versuchen die Kunst von dem Künstler zu trennen! ... ja, ich habe das wirklich gerade gesagt..."
Aber ansonsten ist das Hörspiel wirklich nicht der Rede wert. Tiefe Wesen, das Necronomicon, Nyarlatothep und der mächtige Cthulhu tauchen auf und werden wieder verbannt (was absurd ist, aber es ist ja eine Doctor Who Geschichte, also will ich mal nicht so streng sein), aber als Fan fühle ich mich eigentlich mehr angegriffen und beleidigt, als gut unterhalten.
Aber warum eigentlich? Lovecraft war schließlich wirklich ein Rassist! Fans debattieren bis heute und kommen mit Entschuldigungen von "das war normal zu seiner Zeit" bis zu "Lovecraft war nur ganz früher rassistisch und wurde dann vernünftiger". Da steckt jeweils ein Funke Wahrheit drin, aber das macht die Geschichte natürlich einfacher als sie ist. Das ganze ist ein komplexes Thema. Man könnte es auch als moralisches Dilemma bezeichnen. Aber das bedeutet für ein solches Hörspiel auch dass man sich einfach mehr Mühe geben muss! Natürlich muss ein moralisch überlegener Charakter wie der Doctor das Thema Rassismus irgendwie thematisieren, wenn es um Lovecraft geht, aber doch nicht so 08/15, wenn ich bitten darf! Es ist schließlich eine Geschichte die sich Fans anhören werden - da kann man doch nicht so einseitig vorgehen! Wäre es nicht viel effektiver, wenn Lovecraft (im Hörbuch) anfangs sympathisch erscheint und dann plötzlich mit entsprechenden Kommentaren schockiert, sodass man plötzlich gar nicht mehr weiß auf welcher Seite man stehen soll? Und hätte man ihm nicht ein paar Monate vor seinem Tod ein versöhnlicheres Ende schreiben können? Ein wenig Einsicht und "ich hätte nie gedacht dass meine Ansichten so große Wellen schlagen werden"? Stattdessen bittet Lovecraft den Doctor noch ein paar Tage zu bleiben, damit er sich mit einem "gleichgesinnten Interlektuellen" unterhalten kann, woraufhin dieser sagt "willst Du mich eigentlich verarschen?" und einfach abhaut...
2/10
und das nur wegen dem einen Spruch.