Hier der Link: Ab Minute 13:00
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Moderatoren: Bulletrider, Kopremesis
Einer meiner Chefs war da vor Ort
Hast du denn endlich deinen Kühlschrank zu gemacht? Nicht das wegen dir noch.....MIX hat geschrieben: ↑Do 24. Okt 2019, 17:51 Die Gefahr eines Atomkrieges gilt auch in diesem Jahr als unverändert hoch: Im Januar wurde die sogenannte "Doomsday Clock" des Bulletin of Atomic Scientists erneut auf die symbolische Uhrzeit von zwei Minuten vor zwölf gestellt. Die Wissenschaftler nannten dabei auch Cyberangriffe und den Klimawandel als zusätzliche Risikofaktoren. (siko)
Quelle
Lutz Jäncke:
Atemlos durch den Job
Interview: Fabian Herriger
8-10 Minuten
Kopfhörer auf, Musik an und ran an die Arbeit. So sieht der Alltag vieler Menschen im Großraumbüro aus. Steigert das die Konzentration? Oder lenkt der Lieblingssong eher ab? Der Neuropsychologe Lutz Jäncke erklärt, wann Musik hören nützlich sein kann.
ZEIT ONLINE: Herr Jäncke, Sie erforschen seit vielen Jahren, wie Musik auf das Gehirn wirkt. Was läuft in Ihrem Büro, wenn Sie eine Vorlesung vorbereiten?
Lutz Jäncke: Überhaupt nichts. Ich arbeite im Stillen.
ZEIT ONLINE: Warum?
Jäncke: So kann ich mich am besten konzentrieren. Viele Menschen haben das Gefühl, dass sie sich besser konzentrieren können, wenn sie Musik hören. Aber die Wahrheit ist: Musik lenkt vor allem ab. Das Gehirn muss sie verarbeiten. Wer also rechnet und Musik hört, überfordert das Gehirn. Es gibt keine Studie, die belegt, dass das Hören von Musik unsere Leistung steigert. Ich habe mal Studenten für eine halbe Stunde Vokabeln lernen lassen, einmal mit und einmal ohne Musik. Sie schnitten danach zwar ähnlich ab – aber ich konnte sehen, dass ihr Gehirn mit der Musik viel stärker beansprucht war. Auf Dauer macht das müde.
Lutz Jäncke ist Professor für Neuropsychologie an der Universität Zürich. Zu seinen Schwerpunkten gehört die Verarbeitung von Musik im Gehirn. © privat
ZEIT ONLINE: Viele setzen sich im Großraumbüro die Kopfhörer auf, weil die Kollegen ständig quatschen oder das Telefon klingelt. Ein Fehler?
Jäncke: Nein. Manchmal ist Musik das kleinere Übel. Das Großraumbüro ist ein furchtbarer Ort für unser Gehirn. Man wird ständig von Geräuschen und Gesprächen überrascht. Kopfhörer können helfen, um sich abzuschotten. Ob die Musik dann aber besser als das Geplauder der Mitarbeiter ist, hängt von den Liedern ab, die man hört.
"Niemand könnte eine mathematische Formel entwickeln, während Helene Fischer läuft."
Lutz Jäncke, Professor an der Universität Zürich
ZEIT ONLINE: Was wäre die richtige Wahl?
Jäncke: Die Musik muss leise, harmonisch und vorhersehbar sein, um das Gehirn möglichst wenig zu beanspruchen. Das heißt: Sie darf nicht überraschen und sie darf nicht allzu viel in uns auslösen. Für den einen ist das ein Klavierkonzert oder ein langsames Gitarrenstück, für den anderen ist es Techno, bei dem sich die Motive immer wiederholen.
ZEIT ONLINE: Und was wäre eine schlechte Wahl?
Jäncke: Alle Lieder, die in uns Gefühle, Erinnerungen oder Ablehnung auslösen. Niemand könnte eine mathematische Formel entwickeln, während Helene Fischer läuft. Das liegt daran, dass die einen, ihre Fans, sich an das letzte Konzert erinnern, während alle anderen den Schlagerstar vor sich sehen und genervt sein würden. In beiden Fällen hat das Gehirn keine Chance, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Fast automatisch richtet sich die Aufmerksamkeit auf das ausgelöste Gefühl oder die Erinnerung, die in diesem Moment viel attraktiver ist als alles andere.
ZEIT ONLINE: Was passiert da im Gehirn?
Jäncke: Beim Musikhören gelangen Schallwellen durch das Ohr, die in elektrische Impulse umgewandelt und vom Hörzentrum vorsortiert werden. Von dort aus werden verschiedene Gehirnareale aktiviert. Welche Teile des Gehirns auf welche Weise beansprucht werden, hängt davon ab, was der Hörer mit der Musik verbindet. Menschen hören dasselbe Lied nicht immer gleich. Bei Helene Fischer kann das Gehirn zum Beispiel die Akustik mit dem optischen Bild des Schlagerstars verbinden, sowie mit Emotionen und Erinnerungen. Manch einem läuft vor Glück ein Schauer über den Rücken, weil das Lustzentrum aktiviert wird. Andere empfinden Ekel, der vom Mandelkern, dem Angstzentrum des Gehirns, ausgeht. So arbeiten das Hör- und Sehzentrum, das limbische System, das die Gefühle verarbeitet, und das Gedächtnis zusammen. Daneben kann auch der Geruchssinn aktiviert sein. In dem Fall verbindet man einen bestimmten Geruch oder Geschmack mit der Musik. Und natürlich spricht ein Lied auch die motorischen Felder im Gehirn an, zum Beispiel beim Tanzen oder beim Wippen mit dem Fuß. Musik macht dem Gehirn also an vielen Stellen auf einmal Arbeit.
"Es ist Zeitgeist, alles auf einmal zu machen"
ZEIT ONLINE: Viele Streamingdienste versprechen mit Playlists wie Maximale Konzentration oder Jazz For Study Hilfe bei der Arbeit. Kann das dann überhaupt funktionieren?
Jäncke: Höchstens, wenn man es sich einredet. So eine Playlist kann durch den Placeboeffekt wirken: Wenn ein Student glaubt, mit der Playlist konzentriert lernen zu können, weil er davon überzeugt ist, kann das auch klappen. Ich würde ihm aber lieber zu einer Lernmethode raten, bei der ich sicher weiß, dass sie funktioniert.
ZEIT ONLINE: Wie sähe die denn aus?
Jäncke: Er sollte eine halbe Stunde lang konzentriert in einem stillen Raum lernen. Danach macht er für eine Viertelstunde nichts und ruht sich aus. Wenn er sich dann Kopfhörer aufsetzt und Lieder hört, die besonders starke Gefühle oder Erinnerungen in ihm auslösen, ist sein Gedächtnis danach zehn bis zwanzig Prozent besser, als wenn er normal gelernt hätte.
ZEIT ONLINE: Wie kommt das? Sie meinten doch, dass Musik das Gehirn zu sehr anstrengt.
Jäncke: Das stimmt auch, wenn man gleichzeitig Musik hört und arbeitet. Das soll der Student nicht tun. Er soll erst lernen und danach die Musik hören. Durch die Musik schüttet das Gehirn bestimmte Hormone und Transmitter aus. Diese beschleunigen den Konsolidierungsprozess, mit dem Informationen in das Langzeitgedächtnis eingefügt werden. So bleibt das Gelernte besser hängen. Aber es würde mich wundern, wenn ein Student diese Methode wirklich anwenden würde. Schließlich ist der Zeitgeist eher, alles auf einmal zu machen. Wider die Natur entwickelt sich der Mensch zu einem Multitasking-Wesen. Dabei fällt es vielen Menschen ja schon schwer, sich überhaupt auf irgendetwas zu konzentrieren.
ZEIT ONLINE: Gibt es Situationen außerhalb des Großraumbüros, in denen Sie zu Musik raten würden?
Jäncke: Bei einem Job, bei dem das Gehirn nicht besonders viel leisten muss. Körperliche Arbeit kann beispielsweise mit Musik leichter wirken, weil man abgelenkt ist. Auch bei monotonen Aufgaben, zum Beispiel am Fließband, ist es praktisch, wenn das Gehirn von Liedern wachgehalten wird. Ich selbst habe mir angewöhnt, nach dem Mittagessen, wenn ich müde bin, mein Gehirn von Wagners Walkürenritt durchpusten zu lassen. Danach brauche ich keinen Kaffee mehr. Aber das würde ich nie während des Arbeitens hören.
ZEIT ONLINE: Wie erklären Sie sich, dass so viele Menschen glauben, Musik helfe ihnen, sich zu konzentrieren?
Jäncke: Das hat einen einfachen Grund: Musik stört zwar die Konzentration, überfordert das Gehirn, ermüdet auf Dauer – aber sie löst eben auch schöne Gefühle aus. Ein Mensch, der mit Musik im Büro sitzt, hat am Ende des Tages vielleicht weniger geleistet, hatte dafür aber auch schöne Erinnerungen oder sogar Gänsehaut. Er hat das Gefühl, etwas erlebt zu haben.
Chibby hat geschrieben: ↑Fr 15. Nov 2019, 17:30 Irgendwas sagt mir dass dieser Artikel viele von uns hier betrifft. Wir sind ja fast alle Musik Nerds. Dazu kommt der sehr amüsante Part mit der Helene Fischer Theorie, mit nichts dazwischen
Quelle
Lutz Jäncke:
Ob die Musik dann aber besser als das Geplauder der Mitarbeiter ist, hängt von den Liedern ab, die man hört.
Das halte ich ja für Quatsch... Habe dazu natürlich keine Studie, aber mich selbst als Testobjekt. Gerade durch das Hören von Liedern, die etwas in mir bewegen bin ich def. produktiver. Ich bin quasi "im Flow" und sowohl in der Musik als auch in meiner Arbeit. Selbst wenn keine quatschenden Kollegen, sondern die vermeintlich produktive Stille im Büro herrschen würde (die erste Stunde morgens bspw. bin ich oft alleine im Büro), bin ich sicher, dass ein ganzer Arbeitstag ohne Musik weniger produktiv ist als einer mit 3-6 Stunden Musik.
Also KEIN RADIO! Ablehnung! Die Scheiße hat mich schon in diversen Fitness-Studios genervt, und jetzt werde ich damit in der eigenen Firma genervt. Hab Lieder im Kopf, die da nicht sein sollten. Muss wohl auch auf die Gefahr hin, dass ich was verpasse, öfter meine Bürotür schließen, ist ja gut abgeschirmt...
Das halte ich für ein Gerücht. Schließlich werden die Informationen, die man ALS LETZTES bekommen hat, ALS ERSTES verarbeitet. Wenn dann Musik das Letzte ist, was man gehört hat, wird das, was davor war, nur sekundär verarbeitet, primär die Musik. Der Hippocampus aber braucht frischen Stoff um Informationen vom Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis zu speichern. Und weil das so ist, habe ich mir für mein Staatsexamen unmittelbar vor dem Zubettgehen stundenlang den Kram reingekloppt, ohne danach nochwas anderes zu machen. Ergebis: Ich wusste einfach alles! Wirklich ALLES! Staatsexamen top, gehörte zu den 3 Besten von knapp 90 Leuten. Und das obwohl ich Pech beim Staatsexamen hatte und ein Thema (u.a. die verschiedenen Formen der Epilepsie) gezogen hatte, was während der Ausbildung zu kurz gekommen ist, ich also gar nichts groß dazu sagen konnte (hat aber gelangt). Das habe ich dann mit allen anderen Fächern, die von mir allesamt in Perfektion beherrscht wurden, wieder wettgemacht. Und ich bin mir sicher, dass wenn ich nach meinen Lernphasen jeweils noch 15min Trottel-TV geguckt hätte, es nicht ganz so "einfach" (wenn man bei dem Berg an Volumen mit DEM Inhalt überhaupt von "einfach" sprechen kann) von der Hand gegangen wäre...Chibby hat geschrieben: ↑Fr 15. Nov 2019, 17:30Jäncke: Er sollte eine halbe Stunde lang konzentriert in einem stillen Raum lernen. Danach macht er für eine Viertelstunde nichts und ruht sich aus. Wenn er sich dann Kopfhörer aufsetzt und Lieder hört, die besonders starke Gefühle oder Erinnerungen in ihm auslösen, ist sein Gedächtnis danach zehn bis zwanzig Prozent besser, als wenn er normal gelernt hätte.
ZEIT ONLINE: Wie kommt das? Sie meinten doch, dass Musik das Gehirn zu sehr anstrengt.
Jäncke: Das stimmt auch, wenn man gleichzeitig Musik hört und arbeitet. Das soll der Student nicht tun. Er soll erst lernen und danach die Musik hören. Durch die Musik schüttet das Gehirn bestimmte Hormone und Transmitter aus. Diese beschleunigen den Konsolidierungsprozess, mit dem Informationen in das Langzeitgedächtnis eingefügt werden. So bleibt das Gelernte besser hängen.
Auch das sehe ich anders, und ich erlebe es täglich in der Praxis. Wenn immer rein gar nichts laufen würde, dann würde hier so Mancher bei dem Berg an Arbeit verbunden mit erforderlicher Effektivität (viel Arbeit in wenig Zeit muss täglich gemeistert werden) nicht nur kotzen, sondern auch abdrehen. Wenn ich bei Büroarbeiten keine Musik laufen habe, bin ich nicht nur weniger effektiv (weil's einfach öde ist), sondern die Zeit geht auch langsamer rum. Wenn ich nun auch noch Arbeitnehmer wäre, bei dem Arbeitszeiten eine Rolle spielen würden, würde das Ganze zeitlich nicht hinhauen (der AN ist uneffektiv weil er während der Arbeit abkotzt und nur noch auf die Uhr guckt, weil er gedanklich schon im Feierabend ist). Aber klar, lieber Stille als Schrott, so handhabe ich das auch. Musik den ganzen Tag nervt genauso wie keinerlei Musik.Chibby hat geschrieben: ↑Fr 15. Nov 2019, 17:30Jäncke: Das hat einen einfachen Grund: Musik stört zwar die Konzentration, überfordert das Gehirn, ermüdet auf Dauer – aber sie löst eben auch schöne Gefühle aus. Ein Mensch, der mit Musik im Büro sitzt, hat am Ende des Tages vielleicht weniger geleistet, hatte dafür aber auch schöne Erinnerungen oder sogar Gänsehaut. Er hat das Gefühl, etwas erlebt zu haben.
PsychoT hat geschrieben: ↑Fr 15. Nov 2019, 18:22 Also KEIN RADIO! Ablehnung! Die Scheiße hat mich schon in diversen Fitness-Studios genervt, und jetzt werde ich damit in der eigenen Firma genervt. Hab Lieder im Kopf, die da nicht sein sollten. Muss wohl auch auf die Gefahr hin, dass ich was verpasse, öfter meine Bürotür schließen, ist ja gut abgeschirmt...